Otto Bruderer Haus

Otto Bruderer - Das Lebenswerk
Otto Bruderer lebte von 1911 bis 1994 in Waldstatt. Nach einer Lehre zum Stickereientwerfer verfolgte er ein reichhaltiges bildnerisches Schaffen, das Aquarelle, Bilder in Öl und Kasein, Zeichnungen und Skizzen auf Papier umfasst. Sein Schaffen machte er in Ausstellungen im Haus einem grossen Kreis von Interessierten zugänglich.

Bruderers Werk wird heute von der «Otto Bruderer Gesellschaft» im Wohnhaus des Künstlers aufbewahrt. Die Gesellschaft organisiert regelmässig Ausstellungen mit aktuellen Künstlerinnen und Künstlern und macht wechselnde Teile des Nachlasses zugänglich.

Auf der Webseite www.ottobrudererhaus.ch finden Sie Informationen über alle Aktivitäten im Haus.

Der Nachlass eines feinsinnigen Künstlers
Bruderer ist 1911, zur Zeit des Ersten Weltkrieges geboren. Er hat als Heranwachsender die karge Nachkriegszeit erlebt. In der Wirtschaftskrise betrieb er ein Einrahmungsgeschäft. 1937 heiratete er Louise Guignard und übernahm 1942 die väterliche Papeterie in Waldstatt, die er mit ihrer tatkräftigen Unterstützung bis in die 70er Jahre führte. Noch heute erinnern sich viele Waldstätter und Waldstätterinnen an ihre Besuche in der Papeterie, wo es zum Bleistift immer auch ein gutes Wort der Inhaberin gab. Bruderer malte schon als Kind. Erste Ölbilder sind aus den 20er Jahren erhalten. In den 50er Jahren, also etwa mit vierzig Jahren, konnte er sich vermehrt der Malerei widmen. In diese Zeit fallen seine zeitkritischen Werke: Der Zweite Weltkrieg, der Nationalsozialismus und das harte Leben der Arbeiterschaft, wie er es selbst in der Zwischenkriegszeit erlebt hatte, beschäftigten den Künstler. Dank seiner Ausbildung zum Dessinateur war er im exakten Zeichnen nach der Natur geschult. Er malte Landschaften, Blumenbilder, und führte stets einen Skizzenblock mit, auf dem er Momentaufnahmen festhielt.

Nach ersten Erfahrungen im Kunstbetrieb erkannte er, dass dieser seinem feinsinnigen Naturell wenig entsprach. Er konzentrierte sich auf sein Schaffen und führte, immer unterstützt durch seine Frau, ein offenes Haus, in dem er einer wachsenden Schar von Sammlerinnen und Sammlern sein Werk zugänglich machte. Auch daran erinnern sich noch viele Waldstätterinnen und Waldstätter: Bruderer las in seinem Atelier unter einem gemalten Sternenhimmel seine Märchen vor und verzauberte manches Kinderherz.

Neben grossformatigen Clowns und Engeln gebührt in seinem späteren Werk den Aquarellen ein besonderer Platz. Bruderer entwickelte einen kräftigen und nuancierten Stil, der magische Landschaften und poetische Szenerien zum Leuchten brachte.

Ein Erbe für Waldstatt
Nach seinem Tod hinterliess Bruderer sein Haus und sein einzigartiges Lebenswerk: Das Otto Bruderer Haus birgt einen fast unerschöpflichen Fundus von Aquarellen, Skizzen, Bildern auf Papier, Leinwand und hartem Malgrund. Es gibt Ordner mit Märchen, einen Schubladenstock voller Skizzen, Kartons mit auf Kartonschnipseln notierten Sprüchen.

Für Waldstatt ist das Otto Bruderer Haus ein Zeugnis seiner Geschichte. So dokumentiert Bruderers Tagebuch seine Jugendjahre in der Zwischenkriegszeit. Briefe, Verträge, Fotos von Hausangestellten, eine Spitzmaschine und die gewaltigen Papierschneidemaschinen sind ebenfalls Zeugen einer vergangenen Zeit. Die Portraits von Tibeterinnen und Tibetern erzählen von Waldstatts grossherzigem Empfang von Flüchtlingen aus Tibet in den späten 60er Jahren.