Der Herr der Pilze

Manuel Mettler aus Waldstatt kennt sich mit Pilzen aller Art aus. (Bild: Karin Erni)


Appenzeller Zeitung vom 6. September

TEUFEN ⋅ Es kommt nicht oft vor, dass sich junge Leute für Pilze interessieren. Für Manuel Mettler sind sie mehr als ein Hobby. Der 28-Jährige ist seit August amtlicher Pilzkontrolleur der Gemeinde.
Karin Erni

Er sieht unscheinbar aus, fast könnte man ihn für einen Champignon halten. Doch beim weissen Pilz in den Händen von Manuel Mettler handelt es sich um einen Kegelhütigen Knollen­blätterpilz. Dieser gehört zu den ­giftigsten einheimischen Pilzen. «Dieses Exemplar könnte zwei Menschen töten.» Manuel Mettler muss es wissen, er ist der neue Pilzkontrolleur von Teufen.

Der 28-Jährige ist gelernter Gärtner und hat anschliessend ein Studium als Umweltingenieur absolviert. Schon als Kind sammelte er mit seiner Familie regelmässig Pilze, und im Studium widmete er die Semester- und Bachelorarbeit dem Thema Pilzzucht. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er zwei Jahre als Produktionsleiter in einer Firma für Zuchtpilze im Zürcher Oberland. Im Frühjahr ist Mettler zurückgekehrt in seine Appenzeller Heimat. Er arbeitet beim Ausserrhoder Amt für Umwelt als Sachbearbeiter für den betrieblichen Gewässerschutz. Im vergan­genen Herbst hat er die Prüfung zum Pilzkontrolleur bestanden. Bernadette Rechsteiner, die Herisauer Pilzkontrolleurin, hat die Prüfung gleichzeitig mit ihm ­absolviert. Sie habe ihm den Tipp gegeben, dass die Gemeinde Teufen einen neuen Pilzkontrolleur suche.

Mit Verstand sammeln und aufbewahren
Es gibt mehrere hundert Pilzarten, die zudem je nach Standort und aktueller Fruchtreife unterschiedliche Färbungen aufweisen können. Angst, trotz Kontrolle ­einen giftigen Pilz zu erwischen, müsse man keine haben, sagt Manuel Mettler. «Wenn ich nur den geringsten Zweifel habe, wandert der Pilz in den Abfall.» Pilzkontrolleure sehen sich aber nicht als Lexikon für Laien. «Wenn jemand einen unbekannten Pilz bringt, helfen wir gerne bei der Bestimmung. Es kann aber nicht angehen, dass die Leute alles im Wald zusammenlesen und uns nachher aussortieren ­lassen, was essbar ist und was nicht.» Wenn unter dem Sammelgut ein einziger Knollenblätterpilz ist, muss alles entsorgt werden, denn es könnte noch ein Stückchen davon drin sein.

Ein häufiger Verwechslungskandidat ist der Gallenröhrling, den Unkundige oft für einen Steinpilz halten. Durch seine ­Bitterkeit fällt die Verwechslung aber spätestens in der Pfanne auf. Nicht jedes Bauchgrimmen nach einer Pilzmahlzeit muss übrigens eine Vergiftung sein, denn Menschen vertragen Pilze unterschiedlich gut. Wichtig sei neben der richtigen Zubereitung auch die fachgerechte Lagerung der Pilze, so Mettler. «Am besten bewahrt man sie an einem kühlen Ort auf. Verdorbene Pilze gehö­ren nicht in die Pfanne.» Auch waschen ist tabu. Am besten reinigt man Pilze mit einem Pinsel oder einer weichen Bürste. Vier Pilzsammler haben Manuel Mettler an diesem Abend ihren Fund vorbeigebracht. Er erwartet eine Zunahme der Nachfrage: «Die Leute müssen sich erst an den neuen Tag und den Standort im Zivilschutzzentrum gewöhnen.» Bis im November wird er die Tätigkeit ausüben. Mit dem Eintreten des ersten Frostes ist die Pilzsaison für die meisten Leute vorbei. Obwohl man gewisse Pilze fast das ganze Jahr über sammeln könnte. Auch seine Zuchtpilze wie Kräuterseitlinge und Austernpilze, die er zu Hause pflegt, gedeihen das ganze Jahr. Manuel Mettler isst regelmässig Pilze. Seine persönlichen Favoriten seien Eierschwämmchen, die er gerne in den hiesigen Wäldern sucht. «Die kann man glücklicherweise noch nicht züchten.»

Hinweis: Die Pilzkontrolle im Zivilschutzzentrum Teufen findet bis November jeden Montag von 18 bis 19.30 Uhr statt.